[vordenken Magazin]

Er tut was er kann, und es geht ganz gut. Wenn Leonhard Unterrainer morgens aufsteht, ist er guter Dinge. Meistens. Nur vor zwei Jahren nicht, als die Holzpreise sich in wenigen Monaten verdoppelten. Der Holzbaumeister wollte bauen, Häuser, Lagerhallen, Hotels – die Auftragsbücher des Generalunternehmers waren voll. Es ging nicht. Seine bisherigen Lieferanten konnten woanders bessere Preise erzielen. Und so begann er, über ein eigenes Sägewerk nachzudenken. Nach zwei Jahren Entwicklung und Bauzeit wird er es im Herbst 2022 in Betrieb nehmen. Das Interessante daran: Er nennt es Sägebox, weil er auf 300 Quadratmetern mit automatisierter Technik das hinbekommt, wofür herkömmliche Sägewerke zwei Hektar Platz brauchen und ungleich mehr Mitarbeiter. Eine Innovation, die in die Welt gehen wird. Und eine, die dem globalen Trend entspricht; da sind sich Philosophen, Wirtschaftswissenschaftler, Sozialethiker sicher. Sie kamen in Lienz kürzlich zum sommerlichen Experten-Dialog zusammen. Die Weltwirtschaft ist im Wanken, vieles befindet sich im Umbruch. Damit waren die Themen vorgegeben: das menschliche Maß, NachhaltigkeitTransformation, Transdisziplinarität.

Leonhard Unterrainer aus Lienz in Osttirol
© Fotocredits Holzbaumeister und Unternehmer Leonhard Unterrainer (c) Martin Lugger

Das Beste draus machen

Leonhard Unterrainer arbeitet wie viele andere Osttiroler Unternehmer übrigens schlicht mit Hausverstand. Sie zählen aufgrund ihrer geografischen Lage zu den Menschen, die rasch aus bestehenden und sich verändernden Gegebenheiten das Beste machen. Seit je her machen mussten. Aber es geht halt immer noch a bissl mehr. Gerade jetzt.

Bildung als Schlüssel für Innovation und Nachhaltigkeit

Wirtschaftswissenschaftler René Schmidpeter moderierte den Lienzer Experten-Dialog. Er sieht hier die Notwendigkeit eines fundierten Verständnisses der aktuellen Herausforderungen und damit einhergehend die Bildung als Schlüssel. „Unternehmer, Bürgerinnen und Bürger sowie die Wissenschaft müssen verstärkt auf Augenhöhe zusammenarbeiten, um gemeinsam Innovation und Nachhaltigkeit in der Region voranzutreiben“, sagt er. Auf diese Weise können die Osttiroler gemeinsam und gestärkt aus der Krise gehen – mit einem innovativen Wirtschaftsstandort und hoher Lebensqualität. 

Theorie und Praxis zusammenführen

Einer, der ihm da recht gibt, ist Prof. Dr. Gerald Steiner, Dekan und Universitätsprofessor für Organisationskommunikation und Innovation an der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung der Donau Universität Krems. Auch er sieht nicht die Politik allein in der Verantwortung: „Es geht um die Rolle des Einzelnen in diesem Spiel.“ Ein Spiel, in dem die Wissenschaft allein an ihre Grenzen stößt. Aber eben mancher Unternehmer auch: „Wir haben eine Politik, die absolut keine nachhaltigen Rahmenbedingungen schafft“, ist sich der Osttiroler Photovoltaik-Anlagenbauer und Geschäftsführer von sun.e-solution GmbH Martin Kollnig sicher. All die Fördermaßnahmen wühlten den Markt auf – eine Lenkung, die nur zu einer Überhitzung führen könne, ist er sich sicher. Von einer Stichflamme spricht er.

Photovoltaik in Osttirol
Martin Kollnig setzt mit seinem Unternehmen sun.e-solution auf Photovoltaik.

„Mit dem City-Bike auf die Dolomitenhütte“

„Was hat der Kunde davon, wenn er sich eine Anlage anschaffen will, aber der Netzbetreiber bremst, indem er zum Beispiel maximal eine Kilowattstunde zur Einspeisung zulässt oder die Inbetriebnahme erst dann zulässt, sobald der Netzausbau erfolgt ist.“ Natürlich müsse es regional gelöst werden, sagt Martin Kollnig. „Aber die Netze sind vom Staat reguliert und hier stimmen die Rahmenbedingungen nicht. Es braucht eine Strategie. Warum Fördergelder ohne Infrastruktur? Seine Meinung: „Wir hier in der ländlichen Struktur brauchen die Möglichkeit, Energieüberschuss einzuspeisen, damit Städte und verdichtete Gebiete versorgt werden können. Auch das ist eine saubere, regionale Wertschöpfung. Ich komme auch nicht mit dem geschenkten City-Bike auf die Dolomitenhütte.“ Und genau darum gehe es, sagt René Schmidpeter. Das große Ganze im Blick zu haben, alles mit allem vernetzen, aus Theorie und Praxis neue Erkenntnisse generieren und altes Erfahrungswissen verstärkt in den wissenschaftlichen Diskurs einzubringen. Dafür – und da ist er sich sicher – sei Osttirol prädestiniert. 

Moderator René Schmidpeter beim Experten-Dialog in Lienz in der WKO
Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. phil. René Schmidpeter moderierte den Experten-Dialog in der Wirtschaftskammer Lienz

Osttiroler Spezialmaschinen für den Sudan

„Mit der Natur, in der Natur“ und „Wissenschaft und Natur in Einklang bringen“ – Schlagworte, die in Osttirol selbstverständlich scheinen und für nicht wenige selbstverständlich sind. Für Bernhard Unterlercher zum Beispiel, der nicht nur die Spezialsäge für Unterrainer Holzbau entwickelte, sondern seit mehr als 30 Jahren Spezialist für Sondermaschinenbau ist. Mit eigener Wasserkraft entwickelt er Maschinen für Schweizer Solarunternehmen und japanische Wasserkraftanlangen ebenso wie für ein großes in Lienz ansässiges Unternehmen, dessen Maschinen im Sudan ebenso wie in Äthiopien laufen. Antriebe für Turbinen, die er bislang zugekauft hat, möchte er künftig vermehrt selbst herstellen. Zum Thema Wachstum hat er eine klare Meinung. 

Langlebigkeit– das neue Wachstum

„Man muss das Wachstum irgendwann mal vergessen, das hat uns ja so weit gebracht, wo wir jetzt sind“, sagt er. „Jeder will immer noch mehr Wachstum, davon sollten wir uns a bissl verabschieden. Wir wollen Anlagen produzieren, die sehr langlebig sind. Sein Unternehmen selbst sei so gewachsen, dass es passe. „Mit 15 Mitarbeitern, die teils 20, 25 Jahre im Unternehmen seien, wolle er sich nicht weiter vergrößern. Der 56-Jährige freue sich aber über alle, die ihren Lebensmittelpunkt nach Osttirol verlagern: „Wir brauchen Ideen, Menschen, die was bewerkstelligen.“ Spontan fallen ihm auch drei Gründe für ein Leben in Osttirol ein: das angenehme Arbeiten, die wunderschöne Natur mit ausgeprägten vier Jahreszeiten und die zunehmende Regionalität an Lebensmitteln. Gerald Steiner, der im Experten-Dialog von seinen Erfahrungen in Palo Alto im Silicon Valley sprach, sagte: „Ich habe noch keine Gründung gemacht, von der ich nicht gesagt hätte, Lienz wäre nicht auf meinem Radar. Ein Applaus für alle, die hier daran arbeiten.“ Und das menschliche Maß?

Der Mensch im Mittelpunkt

Der österreichische Ökonom, Philosoph, Staatswissenschaftler und Jurist Leopold Kohr prägte den Begriff. 1983 erhielt er den Alternativen Nobelpreis. Die Aussage „Small is beautiful“ geht auf ihn zurück und „Wo immer etwas fehlerhaft ist, ist es zu groß“. Prof. Dr. Salvatore Laveccia, Professor für Philosophie an der Universität Udine stellte den Menschen beim Experten-Dialog gänzlich ins Weltgeschehen und somit ins unternehmerische Tun. Er stellte die Frage, wie man ein stimmiges Maß erreichen könne, wenn der Mensch im Streben nach Gier und Macht eigentlich schrumpfe. Dies sei ein Bild, das der Raubwirtschaft zugrunde liege. Ob Osttiroler Unternehmer das so philosophisch sehen? Leonhard Unterrainer sagt, er habe sich dazu noch nie Gedanken gemacht. „Ich lasse es passieren. Mit 50 Mitarbeitern möchte auch er nicht mehr größer werden und erzählt, dass gut die Hälfte seiner Mitarbeiter ihre Ausbildung in seinem Betrieb gemacht hätten. „Für mich persönlich reicht es dann.“ Wenn er von Wachstum spricht, dann „versuche ich einfach besser zu werden und Abläufe zu optimieren“. 

Stabilität und Verlässlichkeit

Photovoltaikanlagen-Spezialist Martin Kollnig spricht von natürlichem Wachstum. „Wollten wir den Umsatz hochtreiben und eine Gewinnmaximierung erreichen“, sagt er, „müssten wir viele Leasingkräfte einstellen und auf Teufel komm raus Vollgas geben. Wenn’s dann nicht mehr ist, schicken wir sie wieder weg.“ Das habe für ihn mit Nachhaltigkeit nichts zu tun. „Wir wollen konstante Bedingungen für unsere Mitarbeiter. Die sollen Stabilität haben, ihren Urlaub planen und ihre Freizeit gestalten können. 

Die Gegenwart von der Vergangenheit her verstehen

Das unterstützt die Aussage von Dr. Matthias Schüz, Professor für Responsible Leadership an der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften: Er plädierte dafür „die Gegenwart von der Vergangenheit her zu verstehen“. Ökonomisches Handeln sei dann gut, wenn es ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen gebe. Und auch der Schweizer Unternehmer, Nachhaltigkeits-Experte und Klangtherapeut Enrico Bauer weiß: Das wichtigste an der Nachhaltigkeitsbewegung ist der Mensch. 

Und aktuell berichtet die Süddeutsche Zeitung davon, dass Frankreich der Senf ausgeht. Nur ein Glas pro Person werde vielerorts derzeit verkauft. In Frankreich! Haben doch viele Franzosen auch erst jetzt erfahren, dass die Senfkörner ihres geliebten Dijon-Senfs zum großen Teil aus Kanada kommen, „aus einem Land, wo noch mit dem umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat gearbeitet wird“. Ein Anruf beim Senfhersteller Bernd Troger aus dem Defereggental beruhigt. Die Senfkörner für seinen Holler- und Rustikal-, für den Royal- und Preiselbeer-Senf kommen allesamt aus Österreich und Lienz – und alles Bio. Er will seinen Senf übrigens auch nur weiterhin österreichweit verkaufen. Und Leonhard Unterrainer? Freut sich, wenn seine „Sägebox“ in Betrieb geht. Dann hat er in Osttirol etwas geschaffen, was in die Welt gehen kann. Nach seinem Maß. Menschlich. Und nachhaltig. Weil eben alles möglich ist.

Die Experten

Dr. Marisa Mühlböck, Wien, war von 2017 bis 2020 Geschäftsführerin eines Sozialunternehmens und forscht in den Bereichen Nachhaltiges Unternehmertum und Entrepreneurs Wellbeing.

„Unternehmertum steht stets im Spannungsfeld von Stress und Wellbeing. Führt nachhaltiges Unternehmertun zu einem glücklichen Leben?“ 


Dipl. Betriebswirtin (FH) Michaela Fischer ist Facilitatorin, integrale Organisationsberaterin und Geschäftsführerin der MS CoCreation GmbH & Co. KG in Würzburg.

marzena seidel photoebene

„In einer komplexen Welt, wo oftmals die Wahrnehmung, die Würdigung und das Innehalten im Moment fehlt, brauchen wir die Verbindung zu unserer balancierten Mitte. Ein beobachtendes Gegenwärtigsein und eine liebevoll gestaltende Hand ermöglicht wirklich innovatives Denken und hilft uns, klug zu Handeln.“


Prof. Dr. Yusuf Mehmet Örnek, Türkei, Antalya Bilim University, Professor für Philosophie an der Faculty of Law, Mitglied der Handelskammer Antalya ANSIAD

„Der tugendhafteste Mensch ist überhaupt ist der, der etwas für das Gemeinwohl tut.“


Prof. Dr. Salvatore Laveccia, Italien, ist Professor für Philosophie an der Universität Udine. Er bemüht sich, ein Bild des Menschen zu entwickeln, dass die Erfahrung einer harmonisch schöpferischen Freiheit ermöglicht.

„Wagen wir das Bild der sich schenkenden Wärme und Lichtmitte ernst zu nehmen, werden wir wahrnehmen, wie die Beziehung Globus-Mensch sich radikal wandelt – im Sinne des Schenkens und nicht des Raubens.“


Prof. Günter Danhel, Wien, ist Mitglied des Beirats der Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge/Denkwerkstat St. Lambrecht und Experte für die Themen Zukunftssicherheit und Generationengerechtigkeit.

„Vordenken hat auch mit Umdenken zu tun, sich dessen bewusst zu sein, dass Verlängerungen des Vergangenen keine Zukunft ergeben.“ 


Prof. Dr. Gerald Steiner, Krems, ist Dekan und Universitätsprofessor für Organisationskommunikation und Innovation an der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung der Donau Universität Krems. 

„Nicht die Politik allein muss da sein, es geht um die Rolle des Einzelnen in diesem Spiel.“


Dr. Rahel Meili, Bern, ist Dozentin an der Berner Fachhochschule und forscht im Bereich Wirtschaftliche Entwicklung und Innovation im ländlichen Raum.

„Die Transition hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft kann eine Chance sein für die wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raumes, welche nun ergriffen werden sollte.“


Enrico Bauer, Schweiz, ist ein erfahrener Unternehmer, Executive Manager, Nachhaltigkeitsexperte und Klangtherapeut mit einer Praxis in Zürich.

„Es geht auch darum, die Rollen zu erkennen und auch wieder bewusst loszulassen. Vielleicht als Vater, als Unternehmer. In diesem Prozess werde ich wieder ich selbst. Dann kann ich wieder einsteigen.“


Dr. Fritz Hinterberger, Wien, ist Vizepräsident des Austrian Chapter des Club of Rome und leitete 20 Jahre lang das Sustainable Europe Research Institute.

„Seit 50 Jahren sehen wir die „Grenzen des Wachstums“ – In Zeiten von Pandemie und Krieg sehen wir sie besonders deutlich. (Wie) ist unter diesen Umständen eine prosperierende Wirtschaft möglich? Es gilt, global zu denken und lokal zu handeln – für ein blühendes Osttirol!, indem wir uns fragen:

  • Welche Zukunft wünschen wir uns?
  • Wie „messen“ wir, ob wir unseren Zielen näher kommen?

„Zum Thema Nachhaltigkeit gibt es viele Ansätze.  Sie brauchen alle Parallelen, die sich ergänzen.“


Prof. Dr. phil. René Schmidpeter, Lienz, ist Mitglied im Bezirksausschuss der WK Lienz, Sprecher des Beirates der INNOS GmbH, Mitglied des Club of Rome und international anerkannter Vordenker einer nachhaltigen Betriebswirtschaftslehre. 

„Wenn Unternehmer, Bürgerinnen und Bürger sowie die Wissenschaft auf Augenhöhe zusammenarbeiten, können wir gemeinsam Innovation und Nachhaltigkeit in der Region vorantreiben.“


Osttirol – ein Blick von außen.

René Schmidpeter am Iselsberg in Osttirol
Wirtschaftswissenschaftler René Schmidpeter lebt am Iselsberg in Osttirol.

Im Vorfeld war die Sprache von Glück und Sinn, von Mammutaufgaben und dem Maß aller Dinge: Wirtschaftswissenschaftler René Schmidpeter moderierte den Experten-Dialog in Lienz im Sommer 2022. Zehn Erkenntnisse der Auseinandersetzung mit Osttirols Entwicklung aus den unterschiedlichsten Perspektiven hat er hier auf den Punkt gebracht.

Die Entwicklung der Region wird gestärkt durch …

die Zusammenarbeit aller in der Region unter dem Leitbild des fairen Tausches.

das Bewusstsein für die Bedürfnisse aller Generationen und das Stärken der Potenziale eines jeden Einzelnen.

eine neue Definition von Wohlstand sowie eine sinnerfüllte Arbeitswelt, die das Glück des Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Risiko- und Impact-Orientierung bei Investitions- und Finanzierungsentscheidungen, die nachhaltiges Unternehmertum fördern.

konkrete Beispiele, wie nachhaltige Geschäftsmodelle erfolgreich umgesetzt werden und einen transdisziplinären Hochschulstandort, der dieses Wissen verbreitet.

Kommentar: Nachhaltigkeit versus Wachstum

von Martin Bergerweiß, Vorstand der Lienzer Sparkasse

Vorstand Lienzer Sparkasse Martin Bergerweiß
Martin Bergerweiß, Vorstand der Lienzer Sparkasse

Ist Wachstum negativ?

Die Grenzen von Wachstum, im Sinne von einseitiger Gewinnmaximierung bei uneingeschränkter Ausbeutung von Ressourcen, sind evident. Nachhaltigkeit ist das Zauberwort der Stunde und verspricht uns Lösungen und Auswege. Auf der Welle der Nachhaltigkeit surfen dabei aber immer mehr Kapitalismuskritiker mit eindimensionalen Forderungen nach Wachstumsbeschränkungen und einer drastischen Abkehr vom „Schneller – Höher – Weiter“. Was ist das richtige Maß und was messen wir überhaupt?

Die Einschränkung von Wachstum als Dogma und als Antwort auf vielfältige Drohpotenziale ist wenig einleuchtend. Wachstum ist nicht negativ. Wachstum ist Entwicklung, Innovation, Ansporn, Optimismus und Zukunft. Jeder Sportler motiviert sich mit dem Ziel besser zu werden. In dieser Idee steckt unendliche Kraft und Energie. In dieser Idee steckt auch die Kreativität um Probleme aller Art zu lösen. 

Zugegeben, jede Form der Energie kann auch negativ eingesetzt werden. Bleiben wir im Bild des Sports. Die Spielregeln sind einzuhalten, Fairness ist ein unumstößliches Gebot. 

Zurück zur Wirtschaft.  Wir sollten weniger über Wachstumsbeschränkungen und mehr über Ausgewogenheit und langfristiges Denken sprechen. Bei jeder Entscheidung müssen alle Folgen des Handelns – auch die negativen – berücksichtigt und bewertet werden. Der Entscheidungskodex muss vielfältiger werden. Das ist nicht trivial. Im Entscheidungsrahmen müssen ethische und moralische Fragen Berücksichtigung finden. Diese müssen laufend weiterentwickelt werden und gleichzeitig langfristige Konstanz aufweisen. 

Das führt auch zur Frage: „Was ist Gemeinwohlorientierung im wirtschaftlichen Kontext?“ Ist Gemeinwohlorientierung eine Frage der Gewinnerzielung oder einer Frage der Gewinnverwendung? Vorausgesetzt wird, dass die skizzierten Spielregeln des ausgewogenen und langfristigen Denkens und Entscheidens in allen Unternehmen implementiert sind. Wenn in dieser Form erwirtschaftete Gewinne schließlich zur Sicherung von Arbeitsplätzen, für Forschung, Entwicklung und Innovation oder im Idealfall für gemeinwohlorientierte Projekt zur Verfügung gestellt werden und damit zur Lösung von sozialen und ökologischen Aufgaben führen, kann (Gewinn)Wachstum nicht negativ sein.

Nachhaltiges Wachstum ist positiv.

Teilen: