Beim Hereinkommen in die Backstube von Joast wirkt alles wie man es sich von einer Bäckerei erwartet. Es ist warm, duftet nach frisch gebackenem Brot und erinnert an „früher“. Die Mitarbeiter:innen, alle in Weiß gekleidet, rühren Teige, kneten Brote, verpacken und verteilen, jeder weiß, welche Aufgabe ihm zugeteilt ist. Und doch läuft im Betrieb der Joast GmbH nicht alles wie damals, denn durch den Einzug neuer Technologien gibt es auch eine digitale Welt.
Vor 36 Jahren hat Ernst Joast die Bäckerei in Lienz gegründet und seither ist Joast mit seinen derzeit 85 Mitarbeiter:innen, in der Bäckerei, Konditorei, Verkauf, Café und der Belieferung von Gastronomie und Handel, zu einem Fixstern in Osttirol herangewachsen. Ernst Joasts Frau Brigitte gewährt einen seltenen Einblick in die andere Welt der Bäckerei: „Um als Bäckerei modern, attraktiv, wettbewerbsfähig und erfolgreich zu bleiben, haben wir vor knapp zwanzig Jahren begonnen, unsere Fühler in die digitale Welt auszustrecken. Wir haben in ein digitales Kassensystem und Rezeptcomputer investiert, alle Module stetig erweitert, eine App zur Kundenbindung sowie eine Homepage inklusive Webshop für Privatkunden realisiert und einen Zweiten für unsere B2BKundschaft“, freut sie sich. Den zweiten Onlineshop entwickeln sie stetig weiter, zugeschnitten auf die Kundenbedürfnisse und so haben sich viele Vorteile eingestellt, die Sicherheit und Verlässlichkeit bieten. „Weniger Papierkram, weniger Fehlerquellen, Arbeitserleichterung und vor allem weniger Stress“, erzählt Joast. Für die Geschäftsführerin bedeutet die Digitalisierung vor allem eins: „Modernisierung und Weiterdenken.“
Ein Ofen reist um die Welt
Seit 45 Jahren ist die Familie Steinringer im Bereich Ofenbau tätig. „2005 ist einiges ins Rollen gekommen“, erinnert sich Geschäftsführer Klaus Steinringer, „die Gesetzesvorgaben für Gebäudekonstruktionen haben sich geändert“. Darauf habe er frühzeitig reagiert und sich entschieden, eine Linie in Richtung kompakte Kleinkachelöfen mit Koch- und Backfunktion zu entwickeln. Gemeinsam mit einer Osttiroler Agentur hat er einen Onlineshop umgesetzt, samt Ofen-Konfigurator: „Plötzlich sind Anfragen aus ganz Europa hereingekommen,“ so der Hafner. „Wir haben ein echtes Osttiroler Qualitätsprodukt geschaffen, in Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten“, weiß Steinringer.
Der Renner in seinem Webshop ist das Modell „Classic“, das sich Kundschaft aus aller Welt nach Hause liefern lassen kann. Dafür haben sie ein passendes Verpackungs- und Versandsystem ausgeklügelt, damit sich Käufer:innen den Ofen einfach selbst zusammenbauen und in Betrieb nehmen können. „Wir haben auch schon Öfen nach Japan verschickt“, freut sich Steinringer. Für ihn steht fest: „Ich bin Handwerker aus Leidenschaft, aber wenn sich eine Möglichkeit bietet, mein Produkt noch besser zu bewerben, dann bin ich bereit, neue Wege einzuschlagen. Durch eine Webseite und einen Webshop verschaffen sich Händler:innen klar einen Wettbewerbsvorteil.“
Osttiroler Natur- und Wohlfühlprodukte
Alexander Michael ist Inhaber von Wurzelstock, einem schmucken Geschäft in der oberen Altstadt. Er handelt mit Natur- und Wohlfühlprodukten. Ein Schwerpunkt liegt ansonsten im Vertrieb der Eigenmarke, wo er unter anderem Saunaöle, Räucherwaren, handgeschöpfte Seifen und Pflegeprodukte sowie Salzvariationen anbietet. Im Jahre 2010 ist er auf den Digitalisierungszug aufgesprungen und hat seine erste Webseite samt Onlineshop selbst realisiert. „Damals war ich noch mit einem Verkaufsstand in ganz Österreich unterwegs. Ich suchte eine Möglichkeit, damit meine Kundschaft die Produkte bequem nachbestellen kann“, erklärt er.
Acht Jahre später folgte ein neuer Webshop, realisiert mit einer Agentur: „Mein Rat ist es, sich an Fachleute zu wenden, auch wenn man dafür Geld in die Hand nehmen muss, damit man erfolgreich ist. Heutzutage muss ein Shop für User:innen professionell gestaltet sein, sonst bringt das nichts.“ Auf den Plattformen Facebook und Instagram ist er ebenso vertreten, „durch den Einsatz von Social Media erreichten wir größere Markenbekanntheit, sogar über die Grenzen Osttirols hinaus.“
Wertvolle Sammlerstücke
„Vor zehn Jahren haben wir unseren Onlineshop gelauncht und konnten dadurch Stammkundschaft im Ausland aufbauen. Nicht selten kommt es vor, dass unsere Kundschaft extra nach Lienz reist, um uns zu besuchen“, berichtet Philipp Steiner, Geschäftsführer des gleichnamigen Juweliergeschäfts am Hauptplatz. In ihrer Trauring Lounge beraten sie Interessierte zu Verlobungs- und Eheringen, außerdem erhält man Edelmetalle und -steine in verschiedenen Ausführungen. Das Angebot umfasst ebenso Tauf- und Diamantschmuck sowie hochwertige Markenuhren. „Versendet werden die Schmuckstücke weltweit. Sogar in die USA, Australien und nach Skandinavien haben wir bereits Ware verschickt. Die Kundschaft schätzt unser Fachwissen, dass wir sie auch persönlich beraten und individuell auf ihre Wünsche eingehen“, betont er. Steiner ist stolz: „Heuer feiern wir unser dreißigjähriges Bestehen. Ich wollte aktiv werden und habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um gemeinsam mit meinem Bruder das Familienunternehmen voranzubringen.“
Kostenlose Informationsveranstaltung: „Marktplatz Osttirol – Wie Digitalisierung lokale Händler:innen stärkt“
„Es gibt zahlreiche erfolgreiche Beispiele für Online-Shops im Bezirk Lienz. Diese zeigen eindrucksvoll, dass die Digitalisierung auch in ländlichen Regionen möglich ist“, betont Johann Kollreider, Chef der Wirtschaftskammer Lienz. Die ARGE Vordenken für Osttirol und die Wirtschaftskammer Lienz laden zur Informationsveranstaltung am Donnerstag, 23. November 2023 (18:00 – 20:00 Uhr) in die Wirtschaftskammer ein. Digitalexperten und -expertinnen geben Aufschluss über Chancen und Möglichkeiten, wie der eigene Betrieb von der Digitalisierung profitieren kann. Auch IT-Experte Michael Schneeberger, Geschäftsführer von EBS Smart Solutions Software GmbH wird vor Ort sein. Er weiß: „Den größten Nutzen durch die Digitalisierung erzielt man, wenn Medienbrüche im gesamten Unternehmensprozess soweit möglich vermieden werden.“ Weiters werden das Digital-Lotsen-Programm der Standortagentur Tirol sowie mögliche Landesförderungen vorgestellt.
Jetzt anmelden unter: www.vordenken-osttirol.at