[Weltweit umadum]

Mit Mut, Durchhaltevermögen und ganz viel Fleiß in Osttirol den Lebenstraum verwirklichen – das klingt schon sehr bewundernswert. Wenn man dann noch ganz auf sich allein gestellt, aus Ungarn zugezogen und auch nicht mehr ganz im jugendlich-unbeschwerten Alter ist, dann kann man nur sagen: Hut ab! Sie hat geschafft, wovon manche nur träumen.

Adrienn Palanki ist eigentlich durch Zufall nach Osttirol gekommen – und sie bekräftigt sofort: „Ja, wirklich durch Zufall!“ Mittlerweile ist die gebürtige Ungarin seit zwölf Jahren hier. Beeinflusst von der Wirtschaftskrise und den Lebensumständen in Ungarn hat Adrienn im Jahr 2008 ein Jobangebot in Salzburg angenommen. Damals war sie im Gastgewerbe tätig, das sollte allerdings nur die erste kurze Station sein, denn: Adrienn ist ausgebildete Kosmetikerin und für diesen Beruf schlägt auch ihr Herz.

Von Ungarn nach Salzburg und dann nach Lienz in Osttirol – wie kam es dazu?

„In Saalbach habe ich ein ungarisch-bosnisches Paar kennengelernt, das in Lienz wohnt, und die beiden haben mich eingeladen. So bin ich nach der Wintersaison in Lienz gelandet. Es hat mir hier auf Anhieb sehr gefallen, die Natur, die Umgebung, die Stadt, das Flair und ich habe mir gedacht, ich schaue mir das jetzt eine zeitlang an. Nach ein paar ‚Probewochen‘ habe ich mir dann auch meine erste Wohnung genommen. Seitdem bin ich fix hier.“

Wie einfach oder schwierig war es für dich, beruflich Fuß zu fassen?

„Ich war bis 2011 immer im Gastgewerbe tätig. Damals benötigte man noch Arbeitsgenehmigungen und diese waren auf gewisse Bereiche beschränkt.
Ab 2011 durfte ich dann endlich als Kosmetikerin arbeiten. Zuerst musste ich für meinen Wunschjob pendeln, aber 2012 hat sich dann zufällig eine Möglichkeit in Osttirol ergeben. Ich durfte im Hotel Zedern Klang in Hopfgarten als Kosmetikerin beginnen.“

Und ein paar Jahre später hast du dich selbstständig gemacht – wie war der Start?

„Ja, aber das ist nicht von heute auf morgen passiert. Ich muss sagen, dass ich im Hotel eine Chefin hatte, die mich auf meinem Weg wirklich sehr unterstützt hat. Ihr verdanke ich viel, denn sie hat mich immer wieder ermutigt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen.

Am Anfang gab es auch einige bürokratische Hürden. Erst einmal mussten meine Zeugnisse anerkannt und beglaubigt werden. Es hat schon eine Zeit gedauert, bis alles geregelt war.
Ich weiß noch, dass ich am 29. Juni 2018 die Eröffnungsfeier für mein eigenes Kosmetikstudio organisiert habe. Für mich war diese Eröffnung ein wahnsinnig großer Schritt. Ich habe mich gefreut, meinem Traum so nahe gekommen zu sein, auch wenn das erste Jahr dann sehr hart und arbeitsintensiv war.   

Ich habe von Montag bis Freitag zu Mittag in meinem Kosmetikstudio gearbeitet, danach habe ich das gesamte Wochenende nebenbei im Hotel gejobbt. Nur so konnte ich den Start finanziell schaffen. Gott sei Dank hat das alles geklappt und ab dem zweiten Jahr konnte ich mich komplett auf meine Selbstständigkeit konzentrieren. Tja, dann kam Corona mit all den ständig wechselnden Regeln, diese Zeit war auch wieder eine Herausforderung. Aber ich muss sagen, dass ich die letzten Jahre wirklich gut überstanden habe und heuer im Frühjahr wieder neu durchstarten konnte.

Mittlerweile sind außer den einheimischen Kundinnen und Kunden auch immer wieder Sommergäste hier und finden mein Institut – wohl auch aufgrund des bekannten Namens der Kosmetikmarke Maria Galland Paris, die ich vertreten darf.“

Was ist das Besondere an deinem Kosmetikstudio?

„Ich konnte mein Studio mittlerweile erweitern und biete ein Verwöhnprogramm von Kopf bis Fuß. Mein Angebot basiert auf neueste Erkenntnisse und wird von mir mit viel Erfahrung und Wissen sowie mit modernen Geräten durchgeführt. Bei mir kann man sich einfach selbst etwas Gutes tun und eine kleine Auszeit vom Alltag nehmen.
Ich liebe das, was ich tue und denke, dass meine Kundinnen und Kunden das spüren.“

Gibt es etwas aus deiner alten Heimat Ungarn, das du in Osttirol vermisst?

„Hm ja, vielleicht ein wenig mehr „Leichtigkeit“. Die Menschen hier sind sehr ernsthaft. Die Ungarn arbeiten auch hart und viel – aber sie vergessen nicht auf das Leben. Sie machen sich nicht ganz so viele Gedanken und Stress wie die Leute hier. Zumindest habe ich diesen Eindruck.“

Was genießt du ganz besonders an Osttirol?

„Ich genieße vor allem die landschaftliche Vielfalt. Ich liebe das Wandern, einfaches gemütliches Wandern und das Entdecken von neuen schönen Plätzen. Eines meiner Lieblingstäler ist das Dorfertal in Kals. Dort kann ich sehr viel Energie tanken und fühle mich einfach wohl und entspannt.
Letztes Jahr habe ich für mich auch das Schneeschuhwandern entdeckt – Sonnenschein und ja, einfach die Natur genießen. Den Winter kennen- und lieben gelernt, das habe ich erst hier in Osttirol.“

Von Ungarn nach Österreich und dann den Traum vom eigenen Kosmetikstudio verwirklicht – kann man sagen, du hast alles erreicht, was du dir gewünscht hast?

„Hm … also beruflich auf jeden Fall. Ich kann hier täglich meinen Traum leben und mein Wissen anwenden. Das ist genau das, was ich immer wollte.
Privat bin ich noch ein wenig auf der Suche nach dem Glück. Ein ausgefülltes Privatleben mit Freundschaften und gemeinsamen Unternehmungen, das wäre noch das i-Tüpfchen in meinem Leben.“

Autorin:
Mag.a Karin Ibovnik

© Mag.a Karin Ibovnik

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