Er ist Wirtschaftswissenschaftler, Professor für Betriebswirtschaftslehre und Nachhaltiges Management. 2008 promovierte der ausgebildete Investmentbanker im Fachbereich Philosophie mit den Schwerpunkten Sozialethik, Gesellschaftspolitik sowie Sozialpädagogik und Gesundheitspädagogik mit „summa cum laude“. Nach Aufenthalten in Deutschland, England und den USA lebt René Schmidpeter heute mit seiner Familie in Iselsberg.

Der 46-Jährige dreht die Frage nach dem Daseinszweck eines Unternehmens um: Nicht allein der Gewinn sei interessant, sondern das Bestreben, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und dabei seinem – je eigenen – Unternehmenszweck zu folgen. Schmidpeter sieht die Nachhaltigkeit als Ganzes: Sie bedeutet für ihn nicht nur nicht mehr Bäume zu fällen als nachwachsen, sondern den heutigen und nächsten Generationen mehr Möglichkeiten zu eröffnen. „Dieses Denken endet in letzter Konsequenz in unternehmerischer Innovation.“ 


Herr Prof. Dr. Schmidpeter, ab wann ist eine Innovation eine Innovation? 

„Wer jetzt ein Unternehmen gründet, wird am besten innovativ, wenn er sich anschaut, welche gesellschaftlichen Herausforderungen vor uns liegen und welchen unternehmerischen Lösungsansatz er präsentieren kann.  Denn: Eine Innovation ist nicht nur etwas, womit man viel Geld verdienen kann, sondern sie muss sich auch der Frage stellen, ob sie auch das Potenzial hat, unsere Gesellschaft weiterzubringen.“  


Welche Anforderungen soll eine Einreichung erfüllen, damit Sie sie für gut befinden? 

„Der Innovateur verfolgt einen eigenen definierten Zweck, um die positiven Wirkungen auf sich und sein Umfeld zu erhöhen. Seine Lösung: darf den Kunden nicht mehr kosten und nicht schlechter sein als bisherige Angebote. Speziell für unsere Region bedeutet das: Wir müssen in Osttirol zunächst Innovationen generieren, die für Osttirol interessant sind. Bestenfalls bieten wir diese neuen Lösungen dann für die ganze Welt an. Es gilt, Innovationen – die sich authentisch aus Osttirol heraus entwickeln –zu erfolgreichen Geschäftsmodellen zu verfeinern. Daraus entstehen zukünftige Unternehmensgewinne, die dann auch ganz Osttirol wieder zugutekommen.  

Wir leben hier in Osttirol in einer landschaftlichen und sozialen Komfortzone. Das gibt uns die Verantwortung, etwas daraus für die Welt zu machen. Einfach nur die Schönheit der Region zu genießen, ohne daraus positiven Impact für andere zu schaffen, wäre ethisch nicht korrekt. Vielmehr gilt es, diese Potenziale Osttirols für andere Menschen so in Wert zu setzen, dass wir für uns und die Welt neue positive Möglichkeiten schaffen. Innovative Prozesse, Produkte, Dienstleistungen, die Nutzen und Mehrwert generieren und so auch zur wirtschaftlichen Stabilität der Region beitragen.“  


Was muss passieren, damit Innovation gelingt? 

„Der Innovateur selbst muss einen neuen Mindset mitbringen. Er darf nicht sagen: Ich bin innovativ, damit ich viel Geld verdiene – das geht meistens schief. Der erste Schritt ist der klare Fokus, ein Problem für die Gesellschaft bzw. den Kunden zu lösen. Im zweiten Schritt erst stellt sich die Frage: Wie kann ich daraus ein Geschäftsmodell entwickeln, ein Unternehmen aufbauen, das diese Innovation weiter skaliert und ich dann bestenfalls Mitarbeiter einstellen und mit meiner Innovation wachsen kann. Und: Die Gesellschaft muss aufhören, Unternehmen und Nachhaltigkeit als Gegensatz zu sehen. Dann erst entsteht ein Wechselspiel zwischen Unternehmer, Kunde und auch der Politik, indem alle gemeinsam eine neue Art des Wirtschaftens fördern. Sodass nachhaltiges Wirtschaften zur neuen Normalität wird. Die Regionen, die dieses neue Denken und Wirtschaften am besten schaffen, werden – und deshalb finde ich den Innovationspreis wichtig – gestärkt aus der aktuellen Krise herausgehen.“  


Ihre beste eigene Innovation?  

„Das Auflösen des Gegensatzdenkens. Mit der Jahrtausendwende habe ich begonnen, das Thema Nachhaltigkeit als Betriebswirt zu bearbeiten. Heute sehen wir, dass wir die Betriebswirtschaftslehre neu formulieren können, dass Unternehmertum und Nachhaltigkeit sich wechselseitig verstärken. Für mich ist es seit nun mehr als 20 Jahren wichtig, beide Welten zusammenzubringen – die betriebswirtschaftliche, ökonomische und die nachhaltige, philosophische, ethische.“ 



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Autorin:
Monika Hoeksema


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