Hildegard Goller ist studierte Psychologin und Sozialpädagogin. Sie lebt mit ihrer Familie in einem revitalisierten, alten Stadthaus in Lienz. Vor 18 Jahren hat sie die Leitung des AufBauWerks Nikolsdorf auf Schloss Lengberg übernommen.  Das Angebot des AufBauWerks richtet sich an Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit Förderbedarf auf dem Weg ins Arbeitsleben. 

Die Neuaufstellung des Job Trainings auf Schloss Lengberg wurde zur Lebensaufgabe. Gemeinsam mit der Geschäftsführung in Innsbruck und ihren Leitungs-Kolleginnen und Kollegen sowie mit einem agilen und innovativen Team vor Ort ist es gelungen, eine offene, zukunftsorientierte, nachhaltige und moderne Institution zu etablieren, die junge Menschen – basierend auf wissenschaftlichen Standards – bedürfnisorientiert und auf Augenhöhe begleitet. Mit Ich-Kompetenzen zur Arbeitswelt. 

Eine Vielzahl an Innovationen, seien es inhaltlich-konzeptionelle oder bauliche Neuerungen, haben durch die Zusammenarbeit vieler Beteiligter dazu beigetragen, alte, verkrustete Denkweisen und Strukturen aufzubrechen und neue Maßstäbe zu setzen.  

So entstand beispielsweise auf Schloss Lengberg eine Einrichtung, die die baulichen Stärken der Burg nutzt und gleichzeitig Osttirol, aber auch das AufBauWerk konzeptionell positioniert. Während die mächtigen Mauern der Burg den erforderlichen Schutz bieten, ist die Sprengung dieser Mauern Teil des täglichen Tuns, beispielsweise in Form von Veranstaltungen, Führungen, Bildungsangeboten für externe Gruppen, Arbeitserprobungen in Betrieben und vielem mehr. 


Frau MMag. Goller, ab wann ist eine Innovation eine Innovation? 

„Die allgemeingültige Definition, welche Innovation mit einer zukunftsträchtigen, neuen Idee verknüpft, die eine Dienstleistung oder ein Produkt maßgeblich verbessert und damit wirtschaftlichen Erfolg bringt, greift für mich zu kurz. Wirtschaftlicher Erfolg und insbesondere auch Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit, Zufriedenheit und erhöhtes Wohlbefinden aller Beteiligten bedingen sich gegenseitig.“  


Was muss eine Innovation leisten, dass Sie sie für gut befinden? 

„Zu einer guten Innovation gehört weit mehr als lediglich der wirtschaftliche Erfolg – der wirtschaftliche Erfolg in unserer Einrichtung etwa war sehr viel früher erreicht, als viele andere Ziele. Die Frage ist, wie nachhaltig dieser finanzielle Erfolg gewesen wäre, ohne ein Qualitätsbewusstsein für alle Bereiche zu entwickeln. So zieht eine gelungene Innovation ebenso die erhöhte Zufriedenheit aller Beteiligten, ein gutes bzw. besseres Image oder auch attraktive und nachhaltige Arbeitsplätze mit sich – der Nutzen für das Unternehmen wird im besten Falle zum gesellschaftlichen Nutzen.“   


Was muss passieren, damit Innovation gelingt? 

„Ich denke, es muss geklärt sein, welche konkreten Vorteile durch die Innovation entstehen und ob und in welcher Art und Weise das neue Produkt die Bedürfnisse der Zielgruppe besser abdeckt– deshalb sollte ein intensiver Austausch mit der jeweiligen Zielgruppe und den jeweiligen Stakeholdern gepflegt werden. Entscheidend wird sein, ob die Innovation die Bedürfnisse der Zielgruppe tatsächlich besser erfüllt, wie nachhaltig die Ergebnisse sein werden und ob es gelingt, einen breiten Nutzen zu generieren.“ 


Ihre beste eigene Innovation?  

„Ich bin davon überzeugt, dass Innovation nur im Team funktioniert. So bestand wahrscheinlich unser bedeutendster Beitrag bei der Neugestaltung des AufBauWerks zuallererst im Bestreben, alte Denkmuster aufzubrechen. Dazu gehörte auch die Entwicklung eines neuen Selbstverständnisses – nämlich soziale Arbeit als außerordentlich wertvollen gesellschaftlichen Beitrag zu verstehen und entsprechende Qualitätsansprüche an sie zu stellen. 

Dieses neue Denken beflügelte uns und führte zur Entwicklung eines bedarfsorientierten sozialen Angebotes für eine neu definierte Zielgruppe. Konkret bedeutet dies, dass wir im AufBauWerk Tirol mit seinen fünf Standorten mithilfe von Experten eine aus unserer Sicht bis dahin einzigartige pädagogische Konzeption entwickelt haben, die sich ausschließlich an den Entwicklungsaufgaben der jungen Menschen orientiert.“  



©MMag. Hildegard Goller


Autorin:
Monika Hoeksema


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