Es sind Zahlen und die Paragrafen, die Rudolf Hopfgartner zu seiner Berufung gemacht hat. Der gebürtige Osttiroler ist Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Wien und ist seiner Heimat immer eng verbunden geblieben. Seit 21 Jahren ist Rudolf Hopfgartner auch allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger. Der 63-Jährige ist vorrangig im Bereich Corporate Finance tätig und begleitet Käufe oder Verkäufe von Unternehmen, ihrer Bewertung und Finanzierung sowie Umstrukturierung und Sanierung. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich des Gesundheitswesens und von Einrichtungen für betagte Menschen und Menschen mit Handycap. 


Herr Dr. Hopfgartner, ab wann ist eine Innovation eine Innovation?

„Wie bereits dem Wortstamm zu entnehmen ist muss etwas Neues hervorgebracht werden. Es muss sich also um etwas handeln, was im jeweiligen sozialen Umfeld in dieser Form noch nicht vorhanden war. Es kann sich um einen Gegenstand oder um ein Tun handeln. 

Ich denke, es ist auch bereits auf dieser Ebene zu beurteilen, ob dem Neuen eine Sinnhaftigkeit innewohnt. Wird das Neue von einer überwiegenden Mehrheit des sozialen Umfeldes als völlig sinn- und zwecklos beurteilt, ist es zwar neu aber keine Innovation. 

In gewisser Weise spielt auch die Machbarkeit eine Rolle bei Beurteilung der Frage, ob eine Idee einer Innovation darstellt oder nicht. Sollte sich eine Idee als überhaupt nicht realisierbar erweisen, fehlt ihr das Potenzial, welches eine Innovation ausmacht.“ 


Was muss eine Innovation leisten, dass Sie sie für gut befinden? 

„Die Einreichung muss eine Innovation im oben dargestellten Sinn darstellen. Das heißt: Es muss etwas Neues präsentiert werden, das von den Menschen als sinnstiftend wahrgenommen wird und sich grundsätzlich als realisierbar darstellt. Da der Ideenwettbewerb nicht auf wirtschaftliche Innovationen beschränkt ist, spielt die Beurteilung des Marktpotenzials nicht bei allen Projekten eine Rolle. Bei Wirtschaftsprojekten sollte aber dieses Kriterium auch in eine Gesamtbeurteilung einfließen.  

Ganz generell sollte eine Innovation auch geeignet sein, Menschen im Kleinen oder im Großen in irgendeiner Weise ein Stück weiter zu bringen. Das kann beispielsweise ein technischer Fortschritt, Nachhaltigkeit, Schutz und Erhaltung der Umwelt, Erhöhung der Lebensqualität oder anderes sein. 

Es sind der Jury darüber hinaus neben den genannten Punkten Kriterien vorgegeben. Dazu zählen die Wirksamkeit in Osttirol, Stärkung des sozialen Zusammenhalts, Potenzial zur Digitalisierung und Beitrag zum Klimaschutz. Auch sie sind in der Bewertung zu berücksichtigen.“ 


Was muss passieren, damit Innovation gelingt? 

„Innovation kann man nicht oder nur sehr eingeschränkt anordnen. Innovation heißt immer Veränderung, indem Altes durch Neues ersetzt wird oder noch nie Dagewesenes entsteht. Neben dem Zufall, der zu Neuem führen kann, spielen eine Unzufriedenheit mit Vorhandenem oder ein Verbesserungswille immer eine Rolle. Neben einer, in gewisser Weise kindlichen Neugier und einer Bereitschaft neue Wege zu versuchen, braucht es ein Umfeld, das Veränderungen zulässt oder sogar fördert. Es braucht hier auch eine sozial kulturelle Offenheit und auch eine politische und wirtschaftliche Förderung von Veränderungen oder dem Streben danach. 

Die Suche nach neuen Wegen beinhaltet auch die Möglichkeit des Scheiterns, das dann nicht zur existentiellen Frage für den Erfinder werden darf. Eine in diesem Sinn gelebte Innovationskultur kann sicher dazu beitragen, das Innovationspotenzial einer Gesellschaft in möglichst hohem Maß zu heben.“ 


Ihre beste eigene Innovation?  

„Gut kann ich mich noch erinnern, wie vor dem Jahrtausendwechsel Internet und E-Mail aufkam. Wir haben 1999 für unsere Kanzlei einen einzigen E-Mail-Account angelegt. Diese Entscheidung erfolgte im sicheren Glauben, dass auch diese ‚Plage‘ das gut funktionierende Faxgerät wohl niemals würde ersetzen können. Eine klare Fehlbeurteilung, wie man heute sieht. Tatsächlich glaube ich, dass das Internet mit allen seinen Möglichkeiten wohl eine der zentralsten Innovationen unserer Zeit ist. Ich denke dabei nicht nur an die rasche Kommunikation, sondern auch an den breiten und damit viel offeneren Zugang zu Wissen und Bildung und damit Fortschritt für viel breitere Bevölkerungskreise.“ 



© Dr. Rudolf Hopfgartner


Autorin:
Monika Hoeksema


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