„I leb des, was i verkauf“: Ein Stück Heimat in der Kiste

Wollte man Osttirol in eine Kiste packen, wären die Marmeladen und Schlipfkrapfen, die Chutneys und Soßen von Messnerhof in Dölsach drin. Dazu etwas Speck, ein Stück Käse und natürlich ein griabig-feiner Obstbrand. Mehr braucht es nicht, um bei einer Jause mit den feinen Spezialitäten die würzig-frische Luft der Region zu riechen, die schroffen Gipfel und saftig grünen Wiesen vor Augen, dazu das mächtige Rauschen der türkisklaren Isel


Schon immer lebte die Familie Eder auf dem idyllisch gelegenen Hof in der Dorfmitte von Dölsach im Bezirk Lienz. 1648 wurde das Haus erbaut. Einst Mesnerhaus der Kirche, ist es seit vielen Jahren Herzstück des bäuerlichen Betriebs. Vom Küchenfenster aus fällt der Blick auf die gezackten Dolomiten, im warmen Stall nebenan stehen im Winter 65 Rinder. Eine Idylle, die einst in Gefahr war. Anfang der 2000er-Jahre sank der Milchpreis zu tief, als dass die Familie allein von der Milchwirtschaft hätte weiter leben können. Was tun, war die Frage. Investieren die Antwort. Und so wurde 2007 nicht nur ein neuer Laufstall für Kühe und Kälber gebaut, Mama Elisabeth begann mit der Direktvermarktung der hofeigenen Produkte. 

Was wächst, wird verarbeitet

Sie produziert hauptsächlich Marmeladen und Säfte und verarbeitet Gemüse, „alles, was in unserem Garten wächst“. Dazu kommt Nektar, auch Chutneys und Senf und Gemüsesoßen für die Nudeln …. Verarbeitet werden die Früchte Hunderter Himbeer– und Ribiselstauden, dazu Kirschen, Zwetschken, Birnen. „Wir haben auch Kornelkirschen, und i geh‘ Schwarzbeeren klauben – was wächst, verarbeite ich“, sagt Elisabeth.


Die alte Streuobstwiese mit alten Apfelsorten liefert die Grundlage für Trockenfrüchte. Aus 50, 60 Steigen Äpfel entsteht das gesunde Dörrobst. Nur die „selten guten Orangen“ wachsen freilich nicht im eigenen Garten. Die stammen von einer Bio-Plantage in Sizilien, wo sie unter italienischer Sonne saftig reifen.

Das A und O: Die richtige Konsistenz

Und weil auch in der Direktvermarktung kein Stillstand herrscht, gibt‘s nicht nur immer neue Produkte oder Varianten. Auf Kundenwunsch stellte die Landwirtschaftsmeisterin und Seminarbäuerin die Produktion der Marmelade um. Seit Jahren schon kocht sie die nicht mehr mit Gelierzucker, sondern mit Apfelpektin ein. Was anfangs heikel war: „Entweder war die Marmelade nach zwei Wochen wieder flüssig oder sie hat Temperaturunterschiede nicht vertragen oder der Transport hat ihr zugesetzt.“ Bis Elisabeth das richtige Apfelpektin gefunden hat, probierte sie zwei Jahre lang herum. Denn: „Die Qualität und die Konsistenz müssen gleichbleiben. Es mag ja keiner, wenn ihm die Marmelade vom Brot obarennt.“

Auch an der Fülle für die Schlipfkrapfen hat sie länger getüftelt. Bettina heißt die Sorte Erdäpfel, die bei ihr dafür wachsen und die für ihre Ansprüche die perfekte Konsistenz haben. 2.000 bis 2.500 Schlipfkrapfen produziert sie gemeinsam mit zwei weiteren Bäuerinnen aus der Nachbarschaft pro Woche. Überhaupt wird in der Familie großen Wert auf gutes Essen gelegt. „I leb‘ des, was i verkauf“, sagt Elisabeth.

Genusskisten für jeden Geschmack

Einen klassischen Hofladen gibt es nicht. Kaufen kann man all die kulinarischen Schätze entweder im Spar-Supermarkt in Dölsach, über die Bauernkiste Innsbruck und einiges über den „Tiroler Edles“-Shop in Innsbruck oder aber bei der Familie Eder selbst. Ein Anruf oder eine E-Mail genügt. Ob eher süß oder pikant gewünscht wird, ob mit oder ohne Alkohol, vegan oder durchmischt – die 59-Jährige stellt ihre Genusskisten individuell zusammen. Was nicht vom eigenen Hof kommt, stammt von anderen Osttiroler Bauern. Sie liefern Honig, Käse und Speck. Und jedes Jahr darf man auf Neues vom Messnerhof gespannt sein. Auf Varianten der Soßen und Chutneys beispielsweise, oder auf einen neuen Senf … Einigen Produkten liegen Rezepte bei. „Das wird alles sehr gut angenommen“, sagt Elisabeth. „Es bestätigt mir, dass ich den richtigen Weg gehe und die Qualität passt.“ Dazu kommt ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: „Ich bin nicht die Teuerste, ich bin auch nicht die Billigste“, sagt sie. Und die Nachfrage sei größer als das Angebot. Aber ein Familienbetrieb sei man und wolle man bleiben. Ehemann Werner und Sohn Mathias teilen sich die Stallarbeit, Schwiegertochter Sophia hilft auch kräftig mit.


In den kommenden Jahren soll der Stall mit einem Melkroboter ausgerüstet werden. Und wir dürfen gespannt sein auf die kulinarischen Neuigkeiten in der Genusskiste.

Weitere Informationen:

www.genussreich-osttirol.at


Autorin:
Monika Hoeksema


© Messnerhof


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