Was anderes gab’s früher nicht und heute kommt nichts anderes infrage. Als „besonders innovativ“ sieht Simon Pondorfer seine Landwirtschaft nicht: „Wir arbeiten seit jeher biologisch.“ Der Papa hatte eine Art Vorbildfunktion, er sei ein Spezialist, sagt Pondorfer. „Und weil wir hier die Getreidereinigung und die Mühle haben, kommen die Bauern alle bei uns zusammen.“ Und er meint die Biobauern aus ganz Tirol – inklusive Südtirol. „Von Juli bis November ist hier der Kornkreis“, lacht der sympathische 23-jährige.


Die Geschichte des „Biohofs Oberhofer“ selbst reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Unterscheidet er sich von anderen Biobauern? Höchstens durch die Produktpalette oder durch den Ab-Hof-Verkauf, meint Pondorfer. „Wir sind eine Einheit, abheben tut sich da keiner.“ Und Bio bedeutet für ihn: „Bio kannst du nach Richtlinien wirtschaften oder du kannst Bio als Lebensmotto, als Einstellung, wirtschaften. Und wenn du das tust, nimmst du einfach die Kreislaufwirtschaft. Du nimmst das raus, was du geben kannst und fügst nichts Betriebsfremdes hinzu. Du wertest die Natur auf und nie ab.“ Und Schädlinge? Die sieht der Junglandwirt nicht als Schädlinge, sondern als Richtungsweiser. „Entweder machst du etwas falsch oder du hast etwas angebaut, was auf deinem Boden nicht optimal passt.“

Direktvermarktung und Vermietung

Wer seine Vorräte aufstocken will, ruft an und holt’s dann ab: Fleischpakete mit frischem Rindfleisch zu fünf oder zehn Kilo, Getreide, Mehl, Polenta, Haferflocken, Buchweizen, Grieß, Bohnen, Karotten, Fenchel, Zwiebeln. An den lokalen Supermarkt gingen ausnahmsweise nur die Radieschen in der vergangenen Saison. „Wir wussten zwar, dass die schnell wachsen, aber nach 18 Tagen haben uns die Radieserl fast überrannt“, lacht Mama Germana. „Nicht viele Bauern haben ihre Äcker und Weiden rings um das Haus“, sagt Pondorfer und schaut sich um, auf den Wald, vor dem zwei Häuschen für Gäste stehen, die dick eingeschneiten Wiesen, die kahlen, knorrigen Obstbäume. Und der Blick reicht weit über Lienz. Wobei er lieber auf die Dolomiten schaut, verrät er beim Blick aus der Werkstatt. Alles, was aus Holz ist, wird dort selbst gebaut, hergestellt, repariert. Jetzt im Winter kann er ein bisschen durchschnaufen, die Maschinen warten, Geräte reparieren. Die Stallarbeit bleibe sowieso. Im Frühjahr geht’s dann wieder los, als erstes mit den Obstbäumen. Die Kühe, acht bis zehn Stück, sind im Sommer auf der Alm, oben am Stronacher Kogel.


Und die Gäste, die auf dem Weg dorthin die Hütte auf 1.350 Meter gemietet haben, bekommen Milch und Erdäpfel. „Die backen Brot und sind komplette Selbstversorger“, sagt Pondorfer. Gekocht wird dort auf dem Holzherd, Strom gibt’s keinen. Dennoch bleiben Gäste oft anderthalb, zwei Monate und „kemmen da nimma oba“. Die Kühe bleiben den ganzen Sommer. Bis auf die, die der Metzger in Görtschach schlachtet – ungefähr alle zwei Monate. Natürlich wird fast alles verwertet. Was nicht an Privathaushalte geht, nehmen Gastronomen, Reste bekommen die Hunde oder das Gymnasium fürs Obduzieren.

Routine

Was für die Urlauber idyllisch ist, ist für Simon rund um die Uhr Arbeit. Das Versorgen der Tiere und der Verkauf, Verpacken, Vermahlen und vieles mehr. Auch die Erdäpfel machen viel Arbeit. Es werden drei Sorten angebaut – mehlige, rotschalige, speckige – die sich geschmacklich von den anderen abheben. „Bei uns ist vom Setzen, Pflegen, Ausklauben und Sortieren alles reine Handarbeit“, erklärt Pondorfer. Zur Haupterntezeit Anfang September kommen deshalb nicht nur die drei Schwestern Monika, Angela und Daria zur Hilfe. Auch Freundin Anja, Verwandte und Freunde sorgen dafür, dass allein an einem Tag 10.000 bis 15.000 Kilo im Kipper landen. Danach sitzen alle gemütlich beisammen, backen Pizza im Steinofen und nehmen sich dann ihren Vorrat mit.


Zukunftspläne

Für die Zukunft hat Pondorfer einiges geplant. Eine Website wird es geben mit einem Überblick über all die feinen Pakete und Kisten. Auch ausgeliefert soll dann werden. Weitere Ackerflächen für Getreide kommen dazu. Ein Selbstbedienungs-Stadele ist angedacht. Und: In seinem Wald sprudelt bestes Quellwasser. Was liegt da näher, Fischteiche anzulegen und Forellen zu züchten. Biologisch, sowieso.

Betriebsspiegel

Betriebsleiter des Biohof Oberhofer in Dölsach ist Simon Pondorfer
Mutter Germana (57 Jahre alt) Vater Marzell (62 Jahre alt)



Weitere Informationen:

www.bio-austria.at/biobauer/biohof-oberhofer



© Monika Hoeksema


Autorin:
Monika Hoeksema


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